
Geschichte der Flagge von Litauen
Die Flagge Litauens mit ihren horizontalen Streifen in Gelb, Grün und Rot ist ein Symbol, das die Essenz und die wechselvolle Geschichte dieser baltischen Nation widerspiegelt. Doch ihr Weg zum nationalen Emblem war ebenso vielfältig wie die Geschichte Litauens selbst.
Im 15. Jahrhundert, während der legendären Schlacht von Tannenberg im Jahr 1410, führten die litauischen Regimenter rote Banner mit dem “Vytis”, einem berittenen Ritter mit erhobenem Schwert, der den Mut und den kämpferischen Geist des Großfürstentums Litauen symbolisierte. Dieses Wappen blieb bis zum Ende des 18. Jahrhunderts als militärisches Erkennungszeichen bestehen, bis das Fürstentum in das Russische Reich eingegliedert wurde.
Mit dem Wiedererstarken nationalistischer Bewegungen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wuchs das Bedürfnis nach einer neuen Flagge, die die moderne litauische Identität verkörpern sollte. Inspiriert von den Farben traditioneller Trachten und volkstümlicher Muster wurde die horizontale Trikolore gewählt: Gelb steht für goldene Getreidefelder, Grün für die üppigen Wälder und die fruchtbare Natur, Rot für das Blut derer, die für ihr Vaterland kämpften. Dieses Design wurde am 25. April 1918 offiziell angenommen und markierte Litauens Unabhängigkeit nach dem Zerfall des Russischen Reiches.
Doch die neugewonnene Souveränität war nur von kurzer Dauer. 1940 wurde Litauen von der Sowjetunion annektiert, und die Trikolore wurde verboten und durch sowjetische Symbole ersetzt. Trotz der Unterdrückung blieb die Flagge in der kollektiven Erinnerung ein Zeichen des Widerstands und der Hoffnung.
Der lange gehegte Wunsch nach Freiheit wurde am 20. März 1989 Wirklichkeit, als die Trikolore inmitten eines nationalen Erwachens offiziell wiederhergestellt wurde – ein Vorbote der Unabhängigkeitserklärung, die 1990 folgen sollte. Seitdem weht sie stolz und erinnert die Litauer an ihre Widerstandskraft und ihre tiefe Verbundenheit mit der Freiheit.